24.07. – 31.07.2022

Fischertagsverein

Schmotzgruppe

Werk- und Armenhäusler waren sie, die Männer, die unter Führung des "Oberschmotzers" nach Ablassen des Baches das Bachbett von all dem Unrat reinigen mussten, der sich im Lauf eines Jahres im Bach ansammelte.

"Todesmutig sinken sie 3 Fuß tief in den Morast ein und rühren in des Stadtbachs kühlem Grunde, ..., bis sie dem Strome wieder ein reines Bett bereitet haben." (Fischertagsprogramm 1879).

Im Festzug darf der Schmotz "allerdings nur im ´Sunntigshäß´ gehen, weil er im ´Werftigshäß´, ..., doch gar zu wenig appetitlich wäre" (Festschrift zum Fischertag 1905).
 
An diese Geschichte der Bachreinigung erinnern die Mitglieder der Schmotzgruppe (gesprochen mit langem "O" !), wenn sie, den abendlichen Festzug beschließend, mit ihren Schippen und Karren unterwegs sind und all das "alte Glump" mit sich führen, das von angeblich zivilisierten Mitbürgern in den Bach geworfen wurde: Fahrräder, Ofenrohre, Töpfe, Matratzen, Bettgestelle, Autoreifen, usw. und heute leider immer mehr Ziegelsteine, Getränkedosen, Flaschen und Glasscherben. Die Tätigkeit der Bachreinigung geht auf jeden Fall bis ins Mittelalter zurück. Wie lange aber die Schmotzer beim Festzug des Fischertages schon mitmarschieren kann leider nicht mehr rekonstruiert werden.
 
Das derzeit älteste, vorliegende Dokument ist eine Abbildung des fischertäglichen Festzuges aus dem Jahre 1878. Danach waren die Schmotzer bei jedem Festzug dabei. Der Übergang von den realen Bachreinigern zur heutigen symbolischen Darstellung und somit die "Gründung" der Schmotzgruppe erfolgte (nach Heimatpfleger Uli Braun) wohl bald nach der Gründung des Fischertagsvereins, also bereits in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts.

Allzuviel ist uns aus der Geschichte dieser "Kreativ-Gruppe" leider nicht bekannt. Ab 1950 jedenfalls wurde der Schmotz durch Mitglieder eines Memminger Sportvereins dargestellt. Als diese es dann doch zu wild trieben, sich gegenseitig und natürlich auch die Bevölkerung zu sehr mit "Ross-Bollen" bewarfen, wurde ihnen die "Schmotz-Lizenz" entzogen.

Nach einem Jahr den "Interims" (1964 durfte nur ein einsamer, armseliger Schmotzer beim abendlichen Festzug mitmarschieren) übernahmen ab 1965 Mitglieder der Evangelischen Gemeindejugend Memmingen die Darstellung des Schmotzes. Bis heute hat sich die Tradition dieser gemeinsamen Wurzeln erhalten und bewährt. Bei aller Individualität ist so doch für ein hohes Maß an Kontinuität gesorgt.

Heute präsentiert sich der Schmotz als eine Gruppe, die den Fischertag durch seine originellen Aktivitäten wesentlich mitgestaltet. Darbietungen während des Frühschoppens oder beim Fischerabend (in Erinnerung sind sicher noch Schmotz-Robic, Schmotz-Rap, oder Flossentanz und vor allem das Potpourri mit dem fulminanten "Schmotz-2000"-Teil anlässlich des Vereinsjubiläums). Aktionen während des Biwaks oder der alle paar Jahre durchgeführte "Bachschmotz" begeistern die Zuschauer immer wieder. Auch die Bachpatenschaft (Marktplatz bis Lug-ins-Land) trägt zum positiven Erscheinungsbild Memmingens bei.

Gespannt sein darf man auf jeden Fall, wie die Schmotzer jedes Jahr wieder aufs Neue versuchen werden, beim Krönungsfrühschoppen die Stadionhalle zum Dröhnen zu bringen und das Publikum von den Sitzen zu reißen.



Ansprechpartner:

Oberschmotzer
Hans-Martin Pfeifer
Burkhartstraße 4
87700 Memmingen

Tel.: 08331 / 92277-0
Fax: 08331 / 92277-10

eMail: hans-martin.pfeifer@pfeifer-marketing.de