24.07. – 31.07.2022

Fischertagsverein
Der Bachschmotz im Jubiläumsjahr

Der Schmotz von 1965 - 2003

Dieser Abschnitt wird natürlich den größten Raum einnehmen. Zum Einen, weil die Quellenlage am umfangreichsten ist, zum Andern, weil die Erinnerungen der Schmotzer vielfach sehr frisch sind und das Erlebte noch stark nachklingt. Um der Gefahr zu großen Eigenlobs, das ja bekanntlich stinkt, zu entgehen, sollen so oft wie möglich die Berichte der Presseorgane zu Wort kommen.

Die Bewährungsprobe für den neuen Schmotz - nunmehr gestellt durch Mitglieder der Evang. Gemeindejugend mit den vom Fischertagsverein eingesetzten Verantwortlichen Helmut und Walter Angerer - kam gleich in Form eines großen Fischertags und wurde bravourös gemeistert: Eine große „Ratz“ auf einer Gabel, viele kleine Ratten an Schnüren, der „Ratzenkönig“ auf einer Kloschüssel auf einem Wagen thronend, ein motorgetriebener, großer Zuber, ein fahr- und lenkbares Lachenfass, sowie Schubkärren und Leiterwägen voll mit altem G’lump amüsierten Tausende von Zuschauern. Diese Grundausstattung bei den Requisiten, ständig ergänzt durch originelle Neuheiten, bestimmte viele Jahre und z.T. sogar bis heute den Auftritt des Schmotz’ beim Auszug des Fischerkönigs. Deshalb erfuhr der Schmotz in den Berichten der Memminger Zeitung, in den Aufzeichnungen des damaligen Ersten Vorsitzenden Max Schmid und in Protokollnotizen in den folgenden Jahren immer wieder Lob und Anerkennung: „... originelle Schmotzgruppe ...“ (MZ, 1965), „Die Schmotzgruppe (Evgl. Jugend) hielt sich prima und diszipliniert“ (Schmid, 1965), „Die Brüder Angerer hatten sich dafür (gemeint ist die Fischergruppe, der Verf.) eingesetzt, ebenso für den Schmotz, der von der evgl. Jugendgruppe ganz vortrefflich gestellt war. Die jungen Leute hatten allerhand G’lump zusammengetragen. auch eine Menge Ratten, waren lustig und dennoch diszipliniert“ (Schmid, 1967), „Die Schmotzgruppe mit der riesengroßen Ratte auf der Mistgabel machte Gaudium. Der Ziegenbock an seinem Wagen war recht störrisch und verließ die Fischer“ (MZ, 1968), „Originell war wieder der Schmotz, zusammengestellt von den Brüdern Angerer. Nett war die 5-Mann-Schmotzkapelle. Der Geißbock hat beim Roten Ochsen allerdings gestreikt und wollte nicht mehr laufen, auch die motorisierte Brente (gemeint ist der in den Zuber eingebaute Motorroller, der Verf.) funktionierte nicht“ (Schmid 1968), „Zu den humorvollsten Darstellungen gehörte die Schmotzgruppe, die von der ausrangierten Toilette bis zur überdimensionalen Ratte (kein Originalstück!) alles mitführte, was im weitesten Sinn mit Schmotz zu tun hat.“ (MZ)

Um dem Schmotz ein einheitliches Erscheinungsbild zu geben, vermerkt 1968 ein Vorstandsprotokoll vom Januar: „Angerer beantragt für die Schmotzgruppe einheitliche Hosen. Dem Antrag entsprechend sollen 24 Malerhosen angeschafft und entsprechend eingefärbt werden.“ Erfreulicherweise besannen sich die Schmotzer später eines Besseren und bewahrten ein Stück Individualität im Auftreten, denn ein Protokoll vom Juli hieß es: „Schmotz: Angerer verzichtet auf die genehmigten Hosen und möchte an Stelle einige Krücken und Mützen für seine Gruppe.“ Auch über die Leitung der Schmotzgruppe erfahren wir in diesem Jahr noch Näheres: „ ...teilt mit, daß Helmut Angerer immer noch im Krankenhaus liegt und mit einer Entlassung so schnell noch nicht gerechnet werden kann. Stellvertretend für seinen Bruder übernimmt in diesem Jahr Walter Angerer die Leitung der Schmotzgruppe.“ Eine klare Aufgabenverteilung unter den Brüdern Angerer ist aus der Erinnerung nicht mehr rekonstruierbar. Jedenfalls übernahm der jüngere Bruder der beiden, Karl-Hans, letztlich die Leitung und wurde irgendwann zum „Oberschmotzer“ ernannt. In dieser Position befindet er sich bis heute.

Für erhebliche Verärgerung im Schmotz sorgte der kleine Hinweis im Rohentwurf für den Festzug zum letzten sogenannten großen Fischertag 1975: „Schmotz macht Hiasl“. Diese drei Worte bedeuteten nichts anderes, als dass die neben den Fischern ureigenste Fischertagsgruppe vom großen Festzug am Sonntag ausgeschlossen werden und stattdessen die Gruppe “Der Bayerische Hiasl mit Anhang und Troßwagen“ bilden sollte. Nach energischen Protesten und auch dank der Unterstützung durch Vertreter der Fischergruppe gelang es, Vorstandschaft und Ausschuss umzustimmen, allerdings erst zu einem Zeitpunkt, als das Programm schon gedruckt war. Somit erscheint der Schmotz leider nicht im offiziellen Programm. Sowohl der Schmotz als auch die ebenfalls von der Evang. Gemeindejugend gebildete Gruppe um den Bayerischen Hiasl kamen bei den Zuschauern gut an.

Ein großer und vor allem nachhaltiger Erfolg war dem Schmotzauftritt beim Frühschoppen beschieden. Die MZ beschrieb das so: „Trachtentanz sowie ‚Kalinka’ bildeten eine Augen- und Ohrenweide. Weniger schön sah dann der Schmotz aus, dafür brachten die Saubermänner auf musikalische Weise die Wichtigkeit dieser ‚Kanalarbeiter-Riege’ zur Geltung: ‚Ja den Schmotz, den braucht ma, der räumt auf’.“ Nett war das Schmotzballett mit vier kleinen Schmotzmännlein, durchschlagend aber war das Lied, insbesondere der Refrain, der bis auf den heutigen Tag allgemein bekannt ist und von vielen Fischertäglern gerne und lautstark gesungen wird.

Das Schmotzlied

Des woiß a jeder heut schon, wer mir send.
in onserm Städtle kennt ons jedes Kend.
Man woiß bachabwärts ond man woiß bachauf:
Mir send d’r Schmotz, d’r Schmotz ond der raumt auf.

Refrain:
Ja den Schmotz, den braucht man,
der raumt auf,
ja den Schmotz, den braucht man,
der raumt auf,
ja den Schmotz, den braucht man,
ja den Schmotz, den braucht man,
ja den Schmotz, den braucht man, der raumt auf.

Der Stadtbach, der isch onser Hauptrevier.
Wer macht’ n sauber? Ja, des send halt mir!
Der Teifl hol den, der v’rsaut sein Lauf.
Mir send d’r Schmotz, d’r Schmotz ond der raumt auf!

Dau schauet her, des isch d’r nuie Schmotz!
Mir Alte send für manche Arbet z’groß.
Dia putzet Brucka von des Baches Lauf.
Des isch d’r Schmotz, d’r Schmotz ond der raumt auf.

Dia Arbet nauch dem schöna Fischertag
von ui doch koiner geara schaffa mag.
Ihr luaget zua, bachabwärts und bachauf.
Ja, onser Schmotz, d’r Schmotz der raumt schon auf.


Ab 1977 beteiligte sich der Schmotz auch im Biwak im Reichshain, worüber in der Gruppenführerbesprechung im Herbst befunden wurde: „Die Schmotzgruppe paßte gut ins Gesamtbild.“ Ein Schaden für das Biwak war diese Beteiligung sicher nicht, denn der Schmotz belebte in späteren Jahren vielfach mit gelungenen Beiträgen den Nachmittag. Doch darüber an anderer Stelle mehr. Auch in der Memminger Zeitung wurde der Schmotz wieder erwähnt:
„Das Besondere an diesem Auszug ist, daß es sich eigentlich nicht um einen Festzug im herkömmlichen Sinn handelt, sondern um einen ‚Heerwurm’ voll uriger Ideen und hintersinniger Späße ... Am deutlichsten wird das an den Sieben Schwaben ...und am Schmotz, der den Auszug beschloß und allerlei skurrile Gegenstände mit sich führte - angefangen von einer demolierten Klosett-Schüssel bis hin zur gräßlich qualmenden, umweltfreundlichen Schmotz-Müllbeseitigung’.“ Erfreulich ist, dass auch in den folgenden Jahren die Aktivitäten des Schmotz’ von der Presse wohlwollend zur Kenntnis genommen und in Wort und Bild festgehalten wurden. So erschien 1978 eine Biwakszene im Bild mit der Unterschrift: „Die Schmotzgruppe sorgte mit ihrem lustigen Auftreten für Stimmung beim Memminger Fischertag. Reserven wurden getankt bei der Brotzeit im Reichshain.“

Im Jahr darauf erschien zunächst ein Bild mit der gesamten Gruppe und der Bildunterschrift „Die Schmotzgruppe mit allerlei Gerümpel aus dem Stadtbach darf beim abendlichen Auszug des Fischerkönigs zum Stadion nicht fehlen. Sie wurde beklatscht.“ Im danebenstehenden Artikel mit der Überschrift: „Über die Schmotzgruppe am meisten gelacht“ hieß es : „Herzhaft gelacht wurde vor allem über die ‚Schmotzbuben’, die wieder allerhand Mögliches und Unmögliches aus dem Stadtbach gefischt haben ... Auf den Königswagen folgte die Schmotzgruppe, die durch alle Straßen die Lacher auf ihrer Seite hatte.“


Einen Höhepunkt im Leben des Schmotz’ bildete das Jahr 1980 mit den großartigen Auftritten. Die Begeisterung für den „Wallensteinsommer in Memmingen“ hielt sich in der Gruppe in engen Grenzen, obwohl bis auf einen sich alle Schmotzer beteiligten, in der anfänglichen Erwartung, eine eigene Gruppe bilden zu können. Doch gingen die meisten in der Masse des Offizierstross’ unter. So waren die Schmotzer bemüht, den eigentlichen Charakter des Fischertags durch eigene Programmpunkte zu stärken. Beim Frühschoppen und beim Fischerabend trat die Schmotz-Steel-Band mit Tonnen und Deckeln verschiedener Größen und mit weiteren urigen Instrumenten auf und sang dazu auf die Melodie von „Rivers of Babylon“:

Ja im Stadtbach von Memminga send mir dahoim,
mir send d’r Schmotz, des brauch m’r ui it saga.
Mir raumet raus, was denna leit,
was Dreckbära so alls en Bach neitraget.

Ja mir raumet alles me z’samm,
was ons ond d’Fischer denn gar so stört.
Mir wollet an schena Bach,
der bloß ons alloi g’hört.

Daneben wurde am Dienstag nach dem Fischertag
der erste Bachschmotz überhaupt abgehalten mit anschließendem nur vom Schmotz und der Stadtkapelle gestalteten Unterhaltungsabend im Festzelt im Reichshain. Dazu soll die Memminger Zeitung zu Wort kommen (siehe nebenstehendes Bild).
Eigens für den Bachschmotz wurde ein „Schmotzspruch“ erstellt und zum Kauf angeboten. Uli Braun stellte hierin die Geschichte und die Wichtigkeit des Schmotz’ durch die Jahrhunderte dar und Hermann Pfeifer verfasste ein Gedicht, aus dem einige Strophen zitiert werden sollen:

„Wenn ma’s Wass’r a’glau haut,
isch d’r Bach ganz lear“,
haut d’r Hugo Mas’r g’sait,
viele Jauhr’ isch’s her.
Heit’ isch’s meh a’maul soweit,
ausg’fischt isch d’r Bach
ond bloß dau ond dett em Lois
schtauht a kloina Lach...

Daß d’r Schmotz, wenn’s jatz gau warm
En d’r pralla Sonn’,
It reacht meichtalat ond schtenkt,
kommt jatzt d’ Schmotzkolonn’.
Raumet woidle, was em Bach,
aus mit Butz ond Schtiel,
au wenn’s no so haurig isch,
geit’s nix, was na z’viel:

Hafadeck’l, Fahrradschläuch’,
Ratza, tote Hond,
Nachtg’schirr, Häfa, Gutt’ra, Bleach,
vierecket ond rond.
Maulwurffalla, Damaschtrömpf’,
Wuschtdärm’, alte Schuah’,
Sauablautra, Brillag’schtell’,
d’ Hora von ra Kuah...


Seit d’r Mensch uff dera Welt,
macht’r bloß en Gschtank,
dromm g’hört ons’r’m brava Schmotz,
heit’ a b’sond’r’r Dank.
Er hält saub’r ons’r’n Bach,
bis ens letschte Eck.
Auf gaut’s, packet ui’r G’schirr,
raumet aus da Dreck!

Abgerundet wurde dieses erfolgreiche Jahr im Herbst mit dem ersten Schmotzausflug, einer Wanderung nach Grönenbach sowie einer deftigen Brotzeit und einem langen Abend im Schlössle des Oberschmotzers.

In den nächsten beiden Jahren legte der Schmotz eine kreative Verschnaufpause ein. Erwähnenswert sind lediglich 1981 der Ausflug nach Kronburg, 1982 das Hüttenwochenende im Kreuztal und dass der Schmotz als einzige Gruppe am verregneten Fischertagsnachmittag unter einer Zeltplane im Biwak ausgehalten hatte.

Am zweiten Wallensteinsommer 1983 beteiligten sich nur noch wenige Schmotzer, so dass Zeit und Energie frei waren für fischertägliche Aktivitäten, und der Schmotz wieder einige Glanzlichter setzen konnte. „Hüfte nach links und rechts je 8x, Arme seitwärts strecken und anwinkeln ...“, so begannen die Regieanweisungen zum „Schmotzrobic“, das beim Frühschoppen eine Welturaufführung erlebte. Weiter gings mit „... Oberkörper beugen, Arme nach hinten strecken 4x, weiterzählen bis 8 und dabei auf den Rücken legen und in die Kerze gehen ..., Schippe vor den Bauch halten, schunkeln, ... Maßkrug aufnehmen, trinken ...“. Die Schmotzer in ihrem herkömmlichen G’wand ergänzt durch rosa und weiß geringelte Stutzen ergaben ein vergnügliches Bild. Dazu meinte die MZ:
„Viel Applaus ergatterte auch der Schmotz, der eine von Gerhard Guggenberger in nur drei Proben einstudierte Aerobic-Persiflage auf die Musik des Beatles-Stücks „Ob-la-di, Ob-la-da“ auf die Bretter legte. Die Stadtgarde, die heuer zugunsten der Schmotzgruppe ihren erfolgreichen Tanz nicht aufführen konnte, muß hier aufpassen, daß da keine Konkurrenz aufkommt, wenn es um Verrenkungen auf der Bühne geht.“ Hier irrt die Zeitung, denn beide Gruppen sind auf ihre je eigene Art konkurrenzlos.

Angenehm zu lesen sind die Zeilen in einem anderen Zeitungsbericht: „Eigentlich hatten die Besucher auch am Abend den vormittags so stürmisch gefeierten Tanz der Schmotzgruppe erwartet. Aber die Schmotzgruppe blieb aus.“ Auch für das Biwak und den Umzug bekam der Schmotz wieder ein Lob: „Nicht fehlen durfte die Schmotzgruppe, die mit ohrenbetäubendem Lärm allerlei Unrat aus dem Stadtbach mitführte“, „...die Schmotzgruppe führte allerlei Unrat wie Bettgestelle, Kinderwagen und altes Sammelsurium mit, das aus dem Stadtbach gezogen wurde“

Wie schon vor drei Jahren fand am Dienstag nach dem Fischertag ein Bachschmotz statt, zu dem Hermann Pfeifer trotz seines Wallensteinengagements ein lustig-kritisches Gedicht verfasste über das, was man alles im Bach finden kann. Einige Strophen als Kostprobe seien hier abgedruckt:

„Wear’s bis jatzt haut no it g’wißt,
dem sag’s ih jatzt g’nau:
D’Leit send dau uff dera Welt
Mend’r als a Sau!
Luaget bloß en selle Lois,
Was dau ommanand,
Schreit des it zom Hemm’l nauf,
isch des it a Schand’?

Tote Ratza, alte Hüat’,
Benda füar da Leib,
Schprud’lfläscha, Schuahkarto,
d’Nachthaub’ vom ma Weib.
Vog’lkäfig, Beas’mschtiel,
Zeitonga, Schpagat,
Wuz’lbüschta, Kezaschtömpf’,
Abfäll’ vom Salat.

A Potschamp’r mit ma Griff,
lila, blaßblau, gree,
off’ne Hosa, Klufa, Schwämm’,
vom ma Mannsbild d’ Zäh’!
Fluigagitt’r, Häfa, G’schirr,
Därem, Putzwoll’, Gräs,
Schelfa vom ma Pfond Banan’,
vom ma Beattl’r ‚s Häs.“
Doch lassen wir auch diesmal die Zeitung über den gesamten Schmotzdienstag berichten.
(siehe nebenstehendes Bild)

Ein besonderes Lob verdiente sich an diesem Abend Oberschmotzer Karl-Hans Angerer, der zu großer Form auflief und das ganze Zelt mit lockeren Sprüchen und
Witzen erheiterte. Aufgrund seiner musikalischen Verdienste um den Schmotz wurde Stadtkapellmeister Herbert Becker während der Veranstaltung zum Ehren-schmotzer ernannt.

Nach einjährigem Verschnaufen trug der Schmotz 1985 wieder zum Fischertagsprogramm bei und von nun an gab es kein Jahr mehr, in dem er nicht mit irgendeiner Aktivität beim Frühschoppen, als Bachschmotz oder im Biwak seinen Beitrag zum Gelingen des Fischertags leistete. Bei seinen Auftritten orientierte sich der Schmotz immer wieder auch an aktuellen Themen. In dem Lied nach der Melodie von Peter Alexanders „Der Papa wird’s schon richten“ gingen die Schmotz-Texter auf die Sanierung des oberen Stadtbachs ein und kritisierten das Verhalten der Fischer. Zwei Strophen dazu:

„Wer schmeißt denn all’s en Stadtbach nei:
Gruscht, Häfa ond Salat?
Des Städtle sollt halt sauber sei,
des wär doch ewig schad.
Mir Schmotzer miaßet schaffa
ond raumet uiern Dreck,
wenn ons a so a Lomp verkommt,
dem reiß’ m’r d’ Ohra weg.

Refrain:
Der Schmotz, der duat’s scho richta,
der Schmotz, der macht’s scho guat,
der Schmotz, der macht doch alles,
was sonscht koiner geara tuat,
der Schmotz, der duat’s scho richta,
ma haut ja zom Glück,
in Memmenga da Stadtbach-Schmotz,
as beste Stück.

Dia Vorstandschaft haut laut plädiert
für’n saub’ra Fischertag,
weil ma it scho in aller Früah
stockb’soff’ne Fischer mag,
was sollet dau d’Leit denka,
dia bei ons send auf B’suach?
A so a Bruat, des sag ih ui,
die schadet onserm Ruaf.“


Gleichfalls aktuell wurde als Pendant zur „Stehenden“ bei der Stadthalle eine „Sitzende“ im Umzug mitgetragen. „Für viel Stimmung im Publikum sorgte wieder einmal die Schmotzgruppe, die allerlei Stadtbach-Unrat mitführte. Dabei wurde auch die Geschichte mit dem ‚Eisenburger Bohrschlamm’ karikiert. Der ‚neueste Schmotz’ scheint die ‚Stehende’ zu sein. Sie wurde, originell nachgestaltet, zu einem der Knüller des Festzugs“, so schrieb die MZ voll Lob. Die Tombola im Biwak war sowohl für den Schmotz ein voller Erfolg wie auch für das Alte Gemeindehaus, für das der Erlös bestimmt war. Auch der MZ-Reporter war davon angetan: „Die Schmotzgruppe ließ sich einen besonderen Gag einfallen:
Sie verloste Preise aus einer Tombola zugunsten der Renovierung des evangelischen Gemeindehauses in der Pfaffengasse. In einer halben Stunde waren alle 1000 Lose verkauft. 300 Preise winkten.

Der „Knüller“ der Gewinne war der Besuch zum Nachmittagskaffee in der Privatwohnung des Oberbürgermeisters. Scherzte ein Schmotzer: ‚Der OB wird staunen, wenn er dies am Montag in der Zeitung liest, er weiß nämlich noch gar nichts davon.’“ Ein weiterer attraktiver Preis war eine Schwimmstunde mit MdL und Altschmotzer Herbert Müller in der Iller, die ein Bild im Memminger Kurier dokumentierte. (siehe nebenstehendes Bild)

1986 erfuhr der Schmotz die große Ehre, dass sein
Mitglied Helmut (Pille) Weiß in der Lindentorstraße ein Lokal eröffnete und ihm den Namen „Zum Schmotzer“ gab. Natürlich war der Schmotz zur Eröffnung eingeladen.
Der Bachschmotz am Fischertag hatte als Schwerpunkt die Bachvermessung mit allerlei unmöglichen Begleitumständen.

Was jedoch der Vereinsvorstand mit der Protokollnotiz „Der Bachschmotz soll am Samstagnachmittag vom Schrannenplatz bis zur Eichbruck original wirken; dies als Anregung für die Gruppe“ meinte, blieb unklar. Offensichtlich aber waren die Vorstände mit dem Ablauf zufrieden, denn bei der Nachfeier zum Fischertag lautete der Eintrag: „Bachschmotz: -mehr Zuschauer als beim Fischen, -gute Einfälle.“ Dass der Umzug phantasievoll gestaltet wurde, versteht sich von selber. Der gemeinsame Ausflug von Schmotz und Stadtgarde zum Altschmotzer Manfred Köhler nach Rothmoos sollte die Verbindung der beiden Gruppen bestätigen und ausbauen.

In ihrer Ausgabe zum 1. April 1987 ging die Memminger Zeitung auf die Idee des Schmotz’ ein und lockte mit Bild und kurzem Text die Memminger zum Bahnhof. Tatsächlich kamen auch einige und wollten dem Schmotz einen großen Empfang bereiten. April, April!!!
(siehe nebenstehendes Bild)
Erstmals mit außerschmotzlicher Unterstützung wurde unter der fachkundigen Leitung von Ilse Pfeifer der Flossentanz einstudiert. Mit grenzenloser Geduld ausgestattet, brachte Ilse manchem krummhaxigen und unrhythmischen Schmotzer die richtigen Bewegungen zum richtigen Zeitpunkt bei. Eingenebelt und hinter einem blauen Tuch versteckt, begannen die Schmotzer, z.T. mit Taucherbrille, Schnorchel, gelben Flossen und Handschuhen versehen ihren Tanz. „... Punkt 4: Zuerst kommen ‚T’ (=Taucher) aus der Reihe. Bitte voll ins Publikum schauen und volle Schwimmbewegungen machen! ...Punkt 9: ‚Fl’ (=Flossen) 1. Hände am Körper hängen, 2. Hände über Kopf in Fächerstellung, 3. Halten, 4. Beide Hände runter am Körper, ...“ Die MZ berichtete über den Auftritt: „... ehe der letzte Höhepunkt des Frühschoppens, der Tanz der Schmotzer, uraufgeführt wurde, geleitet von Karl-Hans Angerer und einstudiert von
Ilse Pfeifer, die deshalb eigens aus Philadelphia/USA nach Memmingen kam. Es war ein Bombenerfolg. Das Fischervolk war in seiner Begeisterung nicht zu bremsen. Der Schmotzer-Tanz mußte wiederholt werden.“ Am Fischerabend und - eher improvisiert - im Hof des Alten Gemeindehauses musste der Tanz nochmal aufgeführt werden und wurde stets mit der gleichen Begeisterung aufgenommen.

Im Jahr darauf wurde zur Abwechslung wieder eine Aktion im Biwak gestartet: Die Schmotziade. Zunächst musste sich jeder Teilnehmer einer Gesundheitsuntersuchung unterziehen, ob er Mundgeruch, Fußschweiß oder gar eine Schmotzallergie hätte. Dann folgten die einzelnen Disziplinen mit sofortiger Auswertung: Kletterbaum (Tarzan, Messner, Efeu), Fahrradrallye (Altig, mutig, Plattfuß), Ratzenwerfen, Schmotzgolf, ... Neben einer Medaille wurden als Ergebnis noch Empfehlungen ausgesprochen wie „Sie haben sich für die olymp. Spiele 1999 qualifiziert (als Kofferträger des Masseurs der Schachspieler)“. Der Andrang war groß, der Lacherfolg ebenso.

Nachdem Ilse Pfeifer 1989 wiederum in Deutschland weilte, musste sie sich einen neuen Tanz für den Schmotz einfallen lassen: Den Schmotzrap. Es war schon ein köstlicher Anblick, die alten Schmotzknochen sich im Rap-Rhythmus bewegen zu sehen, die einen fast professionell, wie Oberrapper Gerhard Pfeifer, andere etwas weniger gekonnt, wie ... (darüber wird geschwiegen). Auch diese Aufführung wurde ein Riesenerfolg: „Der Schmotztanz unter Oberschmotzer K.H. Angerer, einstudiert von Ilse Pfeifer, gefiel so gut, daß das Fischervolk eine Wiederholung verlangte.“

Für das Biwak wurde eine lustige Fotowand mit einem Schmotzer, einer „Schmotzkachel“ und einem Schmotzbaby hergestellt. Viele Biwakbesucher ließen sich diese Gelegenheit nicht entgehen, für das Familienalbum als Schmotzer fotografiert zu werden.

Das Jahr 1990 brachte einen langen und mit vielen phantasievollen Ideen gut vorbereiteten Bachschmotz. Hermann Pfeifer schickte die Schmotzer am Schrannenplatz mit einem kritischen, auf Umweltsünder gemünzten Gedicht zur Arbeit. Ihm sei an dieser Stelle ein großer Dank ausgesprochen, dass er zu jedem Bachschmotz ein neues Gedicht verfasste. Eine kleine Kostprobe vom diesjährigen Gedicht:

Bloß füar manche ontr ons,
Dia bo’nix und gscheart,
isch dr Bach a Deponie,
füar alls, was nix wert.
Denket it an „Omweltschutz“
Ond an onsre Fisch,
hauet alls ens Wassr nei,
was na übrig isch.

Ond dr Schmotz ka’, wiea ma woiß,
nauch em Fischrdag
alls, was d’Leit ens Wassr keit,
rauma uff oin Schlag.
Ruala en de nasse Lois,
Romm em Schmotz ond Dreck,
biss alls graumet ond dr Bach
glänzt, vom Fiedla weg.

Gäb ma all des Glomp de Leit
Z’easset, anschtatt Kraut,
Kruget se it bloß das Aids,
sondern uff dr Haut
Rufa, Watza, Klattra, Gschwüar
Ond no obadrei
Löchr en dr Magawand
Ond em Fiedla Blei!

Schützet onser schöna Welt,
machet it bloß Gschtank!
Onser Schmotz, der raumet auf,
ehm ghöart onser Dank.
Er kehrt heit meh onsern Bach
bis ens letschte Eck.
Auf gauts, packet uir Gschirr,
auf gauts, auf en Dreck!

Folgende Aktionen wurden im Bach u.a. inszeniert: Bachdesinfektion, Sanitätseinsatz, Entdeckung einer Riesenkönigsforelle in einem Käfig unter der Eichbrücke, Anbringen eines Schildes „OB-Einstieg“.

Der Höhepunkt ereignete sich jedoch unterhalb des Eichamts mit einem vornehmen Diner, allerdings nicht von H. Pfeifer, sondern vom Schmotz selber organisiert.

Beim abendlichen Umzug marschierte, von der großen Ratz angeführt, eine neunköpfige Schmotz-Combo mit, die mit schmissigen Weisen die Zuschauer unterhielt.

Einen angenehmen Einsatz hatte der Oberschmotzer noch beim 40-jährigen Jubiläum der Stadtgarde, der er eine aus Teig gebackene große Ratte überreichte. Ab diesem Jahr wurde der Stadtbach in verschiedene Strecken aufgeteilt und Bachpatenschaften zur Reinigung während des Jahres übernommen. Unter der Obhut des Schmotz’ lag nun das Stück von der Johannkirche bis zum Kuhberg. Später kam noch das neu geöffnete Bachstück am Marktplatz dazu. (siehe nebenstehendes Bild)

Man möchte nicht glauben, was im Laufe eines Jahres von verschiedenen Leuten im Stadtbach entsorgt wird. Hermann Pfeifer hatte mit seinen Versen nicht Unrecht.

Im nächsten Jahr erwiesen sich die Schmotzer zunächst als erfolgreiche Bettler, als sie bei vielen Firmen und Privatpersonen Preise für eine Tombola im Biwak erbaten und dabei auf großes Wohlwollen stießen. Fahrrad, Wurstkorb, Gläser, Geschirr, Bücher, Fußbälle, ... waren schöne und wertvolle Preise. Doch auch die schmotz-eigenen Preise waren nicht zu verachten: Ballonfahrt (auf einem Leiterwagen mit zwei Luftballons), Brotzeit beim Ersten Vorsitzenden des Fischertagsvereins, kostenloses Jahresabo des Memminger Kuriers, einmaliges Streicheln von Agathe (Henne der Stadtgarde), ein Foto mit dem Schmotz und viele weitere skurrile Preise. Und wer nichts gewann, konnte wenigstens über die lustigen Nieten lachen. Über den Erfolg schrieb die MZ: „Stürmischen Applaus erhielt die Schmotzgruppe: Sie konnte an Helmut Natterer einen Scheck in Höhe von 3683 Mark für die Lebenshilfe übergeben. Der Betrag ist der Erlös einer von der Schmotzgruppe veranstalteten Tombola. Nobel erwies sich dabei der Gewinner des Fahrrads: Er stellte es für eine Versteigerung zugunsten der Lebenshilfe zur Verfügung. Beim Fischerabend kam das Rad dann für 300 Mark unter den Hammer. Die neue Besitzerin stiftete das Gefährt dann wieder für den Kindergarten der Lebenshilfe.“ Das bei der Abstimmung im Schmotz unterlegene Projekt - eine Gedenktafel an der Wasserkunst - wartet bis heute auf die Realisation.

In den folgenden Jahren wurde die Berichterstattung in der Zeitung über den Schmotz dürftig, die Erwähnung in vereinseigenen Protokollen noch dürftiger, so dass im Weiteren mehr auf persönliche Erinnerungen und Wertungen zurückgegriffen werden muss.

Leider verstarb im Frühjahr 1992 Mutter Angerer, bei der sich der Schmotz viele Jahre vor dem Fischen früh um sechs Uhr bei Weißwürsten, Brezen und Tee zum Frühstück traf. Ihr und auch ihren Schwiegertöchtern Hannelore und Maria gebührt dafür ein großer Dank.

Nun wurde das Frühstück unter Vorbereitung von Reinhard Heuß, Klaus Wiest und weiteren Helfern ins Alte Gemeindehaus verlegt. Bedingt durch den größeren Raum erweiterte sich auch die Runde, und heute erscheinen 40 bis 45 Fischer und Fischerbuben zum Frühstück.

Die Wildegger-Herzbuben animierten den Schmotz zu einem neuen Lied mit dem herzigen Titel „Schmotzilein“, in dem der Schmotz sein Leid klagte, im Refrain aber auch Trost erfuhr:

„An Haufa Saudreck aus onserm Stadtbach
Dont mir a jeds Jauhr raus.
Onter de Brucka ond en de Gompa,
Dau siehts gar grausig aus.
Mir nemmat Schaufla ond onsre Schippa,
des gaut ons von dr Hand.
Ons ka’ dia Arbet scho manchmaul v’rdloida,
doch Ihr senget nau all mit’nand:

Refrain:
Schmotzilein, du muasch it traurig sei’,
mir schmeißet doch gar nix meh nei,
denn Schuld send doch gloß dia Säu!
Ond mir saget:
Höh, du Schwein,
mir dont dir no oimaul verzeihn,
es nägscht Maul gibt’s bloß Weh ond Ach,
do fliagsch nocher sell en da Bach.

Trotz de Maläscha ond alte Täscha,
ihr Fischer geabat it auf!
Mir sorget doch allweil für Ordnung,
dr Schmotz, der raumt scho auf.
Wenn’s Fiabr dann ausbricht,
dr Bära schon hergricht für onsern Fischertag.
Wenn Ihr für ons senget, daß d’Ohra klenglat,
belohnt ons des für onser Plaug...“

Nachdem wieder einmal Wallenstein die Stadt regierte und den Fischertag überlagerte, zog sich der Schmotz auch dieses Mal aus dem Biwak zurück und veranstaltete am neu geöffneten Bachstück auf dem Marktplatz als Ergänzung zur Olympiade eine Schmotziade mit dem Titel „Schießbudenzauber“. Die Eröffnung erfolgte durch die schmotzeigene Blaskapelle. Die zahlreich anwesende Bevölkerung wurde mit Erfolg ermuntert, sich am Ratzenwerfen über den Bach in einen Bären oder am Schwammwerfen auf die Fotowand zu beteiligen. Viel Spaß bereitete die „Wurfbude“: Nach einem Treffer spielte der Trompeter den Schmotzmarsch, juckte der Fischer mit einem „Höh“ in den Bach, schippte der Schmotzer mit der Schippe oder lief die Ratte an einer Schnur am Bachufer entlang. Der Erlös dieser Aktion kam der neuen Orgel von St. Martin zugute. Hoch erfreut zeigten sich auch OB Dr. Holzinger und Architekt Bauer, der die Neugestaltung des Marktplatzes geplant hatte, dass der Schmotz dieses Bachstück in seine Obhut genommen hatte und es durch diese Aktion den Bürgern näherbrachte. Pünktlich nach Beendigung der Schmotziade wurde der Stadtbach wieder geflutet, ohne dass sich ein Schmotzer hätte schwimmend retten müssen.



Das Jahr 1993 wartete gleich mit mehreren Höhepunkten auf. Vor dem Spiegel und an der Stange übten bei und mit Rosemarie Becker-Rouschal - assistiert von Gege Guggenberger - die anmutigen Schmotzgesellen Tango-schritte. Fischer-, Vorstands-, Landsknechts-, und andere Puppen im Arm wiegten sie über das Parkett mit „ ...vortreten, Kopf zack-zack, Drehung, ... zurück nach außen ... Wechselschritt .. Kreuzschritt ...“, um zum Finale doch zu einem ordentlichen Kreis zusammenzufinden. Der zweite Höhepunkt beruhte auf einem Gedächtnis-, Rechen- oder sonstigen Fehler: Zum dreißigsten Mal stellten Mitglieder der Evang. Gemeindejugend den Schmotz. Dass es erst zum 29. Mal war, wurde nach Abschluss aller Vorbereitungen entdeckt. Trotzdem wurde das Jubiläum begangen. Etliche ehemalige Schmotzer (Schmotzrentner) wurden in den Umzug integriert. Im Herbst schließlich fand nach einem fröhlichen Familienausflug durch den Eistobel die Jubiläumsfeier statt. Der Erfolg war, dass sich ein Schmotzrentner (Wolf Pfadler) wieder reaktivieren ließ und bis heute dabei ist.

Ebenfalls im Herbst beging der Oberschmotzer seinen 50. Geburtstag mit einer standesgemäßen Einladung im „Schmotzer“.

In diesem Jahr starb auch Sofie Natterer, die den Schmotz über viele Jahre vor dem Umzug mit großen Mengen Mineralwasser versorgt und ihr Klo bereitwillig zur Verfügung gestellt hatte.

Im Jahr darauf war nur ein kleiner Beitrag im Biwak angesagt: Die altbekannte Ballonfahrt, die Fotowand, aber auch Neues wie Diabolo-Kunststücke oder Riesenseifenblasen.

In Anlehnung an die Verhüllung des Reichstagsgebäudes durch Christo verhüllte der Schmotz zum Gaudium der Fischer in der Nacht zum Fischertag 1995 den gesamten Fischerbrunnen am Schrannenplatz mit einer leuchtend orangefarbenen Folie. Da auch einer Kreativgruppe wie dem Schmotz nicht immer etwas Neues einfällt, wurde beschlossen, den vor acht Jahren so erfolgreichen Flossentanz zu wiederholen, aber unter dem neuen Namen „Flossy Dance“. Allerdings hatte der Vereinsvorstand den Ehrgeiz, abends ein völlig anderes Programm als am Frühschoppen zu bieten. So durfte die Frage erlaubt sein, ob es sich denn rentierte, für einen einmaligen Auftritt neun Abende zu proben. Hinzu kam, dass jegliche Zugabe abgewürgt wurde, worüber der gesamte Schmotz - neben anderen Gruppen - stinksauer war. Im Herbst wurde wieder groß gefeiert, schieden doch gleich fünf verdiente Schmotzer (Rudolf Bauer, Gerhard Pfeifer, Thomas Schmidt, Helmut Weiß,
Manfred Wiblishauser) auf einmal aus dem aktiven Dienst und traten ins Rentnerdasein über. Mit den Guggenbergers (Hans und Wolfgang) und Konrad Angerer in den beiden Jahren zuvor bedeutete das einen großen Aderlass aber auch eine Chance für neue Schmotzer.
Das Jahr 1996 wurde durch ein trauriges Ereignis überschattet, denn der langjährige Schmotzer und spitzfindige Techniker Frieder Wiedenmayer verunglückte in einer Schneelawine tödlich. Sein Platz blieb heuer leer und wurde erst im nächsten Jahr besetzt.

Am Fischertag war wieder einmal ein phantasievoller Bachschmotz an der Reihe: Bei der Eiche stellten die Schmotzer ihre Sportlichkeit unter Beweis und spielten nicht Volleyball, sondern Volleyratz. Unter der Eichbrücke wurde ein Schwarzfischer mit Harpune aufgegabelt, der zur Strafe mit einem Stein um den Hals im Umzug mitgehen musste. Eine heiße Szene spielte sich in der Unteren Bachgasse ab, als eine aufgebrachte Stadtgardistenfrau gleich die Möbel aus einem Fenster in den Bach warf - Gott sei Dank an einem Zuschauer knapp vorbei. Versöhnlicher war dann das Ehrentänzchen des Fischerkönigs auf einer roten Folie mitten im Bach.

Immerhin wurde der Schmotz in der Nachlese des Vorstands nach langer Zeit wieder einmal erwähnt: „... und die Schau der Schmotzgruppe beim anschließenden Bachschmotz. Der Verkauf der Schmotzsprüche zeigte, dass auch für dieses Brauchtum Interesse besteht.“ Warum eigentlich nicht?!
Der Aprilscherz der Memminger Zeitung 1997 war wieder auf dem Mist des Schmotz’ gewachsen: Dieter Kurringer sollte mit seinem Adler die Kormorane beim Freibad jagen und benötigte dazu noch einige Treiber. Tatsächlich erschienen auch etliche Interessierte, die sich zur Mitarbeit bereit erklären wollten. Auch das Bundesamt für Luftfahrt zeigte sich von der humorvollen Seite und meldete sich mit technischen Details zur Adlerjagd und dem Versprechen, die Lufthoheit über dem Stadtbach mit aller Entschlossenheit zu verteidigen.

Im Biwak konnten sich die Besucher bei einem Geschicklichkeitsparcour vergnügen: Rossbollen (aus Rupfen) mit der Schaufel werfen, Zielspritzen mit der Pump Gun, Billard mit der Schippe, ...
Im Jahr darauf war der Schlagersänger Gildo das große Thema. In einer Persiflage auf sein Lied „Gildo hat euch lieb“ sangen die Schmotzer lautstark auf Band

„Mir Schmotzer hant ui liab, auch wenn’s Wasser heit war trüab, d’r Bära leer ond vom Schmotz bloß reacht schwer, mir Schmotzer hant ui trotzdem liab“ (Refrain).

Dieser Song dröhnte aus zwei großen Boxen, die samt Gildo im alten Gogo von einigen Schmotzern gezogen wurden. Zusätzlich wurden, dem Sänger entsprechend, Nussecken und Himbeereis an die Zuschauer verteilt.
Die Landesgartenschau warf auf das Jahr 1999 schon ihre Schatten voraus und inspirierte den Schmotz bei seiner Planung der Gefährte und des Biwaks. Unter den Klängen der Schmotzkapelle wurden alle Gerätschaften enthüllt, und zum Vorschein kam „Schmotzers Albtraum-Gartenschau“ mit unzähligen Gartenzwergen in allen Variationen, einem Aquarium mit fliegenden Fischen, einem mobilen Aussichtsturm und als Höhepunkt „Rudolph Mooshammer“, der später im Umzug im Mercedes-Oldtimer mitgefahren wurde.
Daneben wurden „Winterabos“ für die LGS verschenkt. Unterstützt von der Waschhaus-Vereinigung wurden die meisten Gartenzwerge zugunsten des Alten Gemeindehauses versteigert, was immerhin einen Erlös von nahezu 600 DM erbrachte.

Ein netter Ausflug führte die Schmotzer mit ihren Familien und vor allem mit vielen kleinen Kindern in die Augsburger Puppenkiste.

Das 100-jährige Jubiläum des Fischertagsvereins beflügelte auch die Gedanken des Schmotz’ und ließ ihn wieder zu großer Form auflaufen. Beim Festabend zeigte er mit großem Erfolg, eingebettet in eine Boy-Group, Ausschnitte aus sämtlichen Tänzen der vergangenen Jahre. Mit Begeisterung wurde auch die Wiederholung beim Frühschoppen im Stadion aufgenommen.

Nachmittags drängten sich, obwohl im Stadion keine Einladung mehr ausgesprochen wurde, viele Zuschauer am Bachufer, um beim Bachschmotz zuzuschauen. Mit dem Schmotzspruch von Gottfried Voigt wurden die Schmotzer nicht nur zur Arbeit geschickt, sondern auch vor Gefahren gewarnt:

„... Jucket nei in sella Bach,
machet au en reachta Krach!
Klaubet raus dia dode Ratza
ond au modrige Matratza! ...

Donta an d’r alta Oicha
basset auf, do dont se soicha
nachts em großa weita Boga
all dia wiaschte b’soffne Koga...

Wenn’r bei der Oichbruck send,
luaget fescht mit uierm Grend!
Ganz gwiß dond’r do no fenda
dünne, lange, feschte Bänder.

Ja dia send vom Bürgermoischter
onserm Ivo - gell, so hoißt’r.
Dass’r au was fanga ka
bend’ er freitags d’ Fisch do a...

Ganz dont bei d’r Hahnabank
brauch mer Schmotzer gertaschlank.
Noi, da dicka Guterma
jetzt ma do it braucha ka!“

Vor dem Abmarsch musste jedoch erst der in einer Badewanne schlafende Oberschmotzer unter der Schrannenbrücke hervorgeholt werden. Uferreinigung, reservierte Forellen für den OB und reichlich Kracher beim Zeile begleiteten den Zug durch den Bach. Mit einer großen Kaffeetafel am Marktplatz wurde die Aktion abgeschlossen.
Seit diesem Jahr herrscht auch in der Schmotzecke im Stadel endlich Ordnung. Herbert Schreiber, der Stadelwart, besorgte ein hohes Regal, so dass nun alle Fahrräder, Wagen, Schubkarren und sonstige Gerätschaften in vier Stockwerken übereinander ordentlich, übersichtlich und jederzeit erreichbar gelagert werden können.

Mit einem Familienausflug zur Insel Mainau, bei dem die Beteiligung für einen ganzen Omnibus reichte, begann der Sommer 2001. Raue Schmotzergesellen inmitten blühender Blumen und zarter Schmetterlinge, waren ein ungewöhnlicher Anblick.

Im Biwak wurde für die Besucher ein Schmotztest angeboten, der Teile aus früheren Biwakaktionen beinhaltete: Gesundheitstest und verschiedene Geschicklichkeitsübungen. Gege Guggenberger, einer der Kreativposten, vor allem was Tänze und Aufführungen anlangte, ließ sich im Herbst mit einem großen Fest beim Oberschmotzer in den Ruhestand versetzen.
Im letzten Jahr imitierte der Schmotz die weltbekannte Rhythmusgruppe „Stomp“ zur Melodie des Baha Men Songs „Who let the dogs out?“ und brachte fast die ganze Stadionhalle bzw. den Stadthallenvorplatz am Abend in Bewegung und in Stimmung. Über 400 Besucher bearbeiteten ihre Maßkrüge mit Holzstöckchen, je ca.100 schlugen mit der Hand auf Plastik- oder Blechdosen und der Rest klatschte. All das ging unter Anleitung von Schmotzern mit verschiedenen Rhythmen vonstatten. Anschließend sangen die Schmotzer und Besucher im Wechsel „Wer fangt dia Fisch raus?“ „Wir, wir, wir, wir!“ „Wer tuat da Schmotz raus?“ „Ihr, ihr, ihr, ihr!“ ... Der weitere Text war auf die Arbeit des Schmotz bezogen. Die Einlage wurde mit Begeisterung aufgenommen und allgemein in hohem Maße gelobt, in der Zeitung jedoch mit keiner Silbe erwähnt, was Anlass für ein Protestschreiben war.

Im Jubiläumsjahr wollte sich der Schmotz der Öffentlichkeit wieder bei seiner ureigenen Arbeit präsentieren, dem Bachschmotz. Erstmals beauftragte der neue Oberfischer Jürgen Kolb die Schmotzer mit der Arbeit im Bach.

Zuerst wurde ein in der Badewanne eingeschlafener Schmotzer unter der Schrannenbrücke hervorgezogen., dann spielten die Schmotzer bei der „Eiche“ mit den Zuschauern Volleyratz. Am Eichamt ereignete sich Revolutionäres, das erste Frauenfischen (siehe nebenstehendes Bild), das jedoch nach allerlei Gezänk vom Neptun und seinen Helfern mit einigen Kübeln Wasser schnell beendet wurde.

Dass haufenweise Gerümpel aus dem Bach entsorgt wurde, versteht sich von selber.

Kurz nach dem Fischertag verabschiedete sich in einer kleinen Feier der langjährige Schmotzer und Ratzenträger Itzi (Herbert Heuß) ins Schmotzrentnerdasein, was er mit nachdenklichen und dankbaren Zeilen begleitete:

„...Ihr Schmotzer loset deshalb gnau
au auf dia leise Tön!
Ma sait, dass guate Sacha au
vo schtille Leit duat gee.

Zum Schluss breng i jetzt no mein Dank
an alle Schmotzerleit.
I sag es geara, frei ond frank:
Es war a guate Zeit.

Mitnandr danza ond au senga,
mitnandr bachausrauma
mit Dreck de Leit a Freid zum brenga,
drvo muaß i jetzt trauma...“


Doch hauptsächlich war das Jubiläumsjahr durch die Vorbereitungen für den Festabend im Herbst gekennzeichnet, in der Hoffnung, dass ihm ein gutes Gelingen beschieden sein wird.