Vorbemerkung und Einleitung

„Schmotz“ - mit langem „o“ gesprochen, geheimnisumwittert, für manchen ein Zauberwort, weder im Duden
noch im Brockhaus zu finden, trotzdem für Memmingen und den Fischertag von unermesslicher Bedeutung.
Doch welcher Bedeutung eigentlich?

Zum Einen steht das Wort Schmotz für Schlamm, Morast, feuchten Dreck, dem man im Memminger Stadtbach an manchen Stellen begegnen kann, in den man langsam einsinkt und aus dem man nur schwer wieder herauskommt. Schmotz - ein einmalig schönes, bedeutungsschweres, lautmalendes Wort, dessen langes „o“ auf die Mühen hinweist, bis man seinen Fuß, hoffentlich mit dem Schuh, wieder herausgezogen hat und dessen „tz“ am Schluss das schluzende Geräusch wiedergibt, das entsteht, wenn der Fuß endlich die zähe Masse verlässt.

Zum Andern steht das Wort Schmotz für eine Gruppe furchtloser, verwegener Männer, die sich nicht scheuen,
in die Untiefen des Stadtbachs zu steigen, denselben zu reinigen und das zusammengetragene Gerümpel
samt anderer Gerätschaften beim abendlichen Umzug am Fischertag mitzuführen. Dabei galt der Ausdruck
„Schmotz“ zunächst nur für den Anführer der Gruppe, wurde jedoch später auf die ganze Gruppe übertragen.

Nach der bisher bekannten Quellenlage findet der erste groß begangene Fischertag im Jahr 1878 statt.
Dabei kommt dem Schmotz und den Fischern die Ehre zu, von Anfang an am Festzug des Fischertags beteiligt zu sein. Der Schmotz kann daher mit Fug und Recht und auch mit Stolz auf eine 125-jährige Geschichte am Fischertag zurückblicken. Diese 125 Jahre sind es wert, an einem Festabend gefeiert und durch diese Dokumentation gewürdigt zu werden.

Die vorliegende Festschrift und Chronik will das seit nunmehr 125 Jahren bekannte Auftreten des Schmotz’ am Fischertag in Umrissen darstellen, in einigen Details erhellen, durch möglichst viele zeitgenössische Aussagen erschließen und auch einen Blick in die Vorgeschichte werfen. Dieses Vorhaben war nicht immer einfach,
da von einzelnen Zeitabschnitten nur wenige Quellen existieren und diese oft nur wenig ergiebig sind.

Entsprechend des Anlasses soll in dieser Schrift in der Hauptsache nur auf die Geschichte des Schmotz’
eingegangen werden. Wer mehr über die Geschichte des Fischertags und des Fischertagsvereins erfahren will,
wird auf die zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2000 erschienene Festschrift verwiesen.

Wesentliche Arbeitsgrundlagen waren Vorstandsprotokolle, Pressemitteilungen, Fotografien und weitere Unterlagen
im Archiv des Fischertagsvereins, Protokolle und Chroniken im Stadtarchiv, Aufzeichnungen des langjährigen
Oberschmotzers Karl-Hans Angerer, eigene Unterlagen und die Erinnerungen früherer und jetziger Mitglieder des Schmotz’.

An dieser Stelle sei allen gedankt, die zum Gelingen der 125-Jahr-Feier des Schmotz’ ihren Beitrag geleistet haben. Besonders danke ich all denen, die zur Entstehung dieser Schrift beigetragen haben:
Karl-Hans Angerer und Manfred Wiblishauser, die mir ihre umfangreichen Unterlagen zur Verfügung stellten,
frühere und jetzige Schmotzer, die mir mit Bildern und Informationen weiterhalfen, Hans-Martin Pfeifer für die Bearbeitung am Computer und Stadtarchivar Christoph Engelhard, der mir hilfreiche Ratschläge gab und seine Ausarbeitungen zur Vorgeschichte zur Verfügung stellte.

Dass der Schmotz aber nicht nur auf die vielen ereignisreichen Jahre zurückblickt, sondern mit immer neuen Ideen auch in Zukunft den Memminger Fischertag mitgestaltet, wünsche ich von ganzem Herzen.

Reinhard Heuß
Memmingen, im September 2003


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