24.07. – 31.07.2022

Fischertagsverein

D´r Siegmund

Als vermutlich ältester Sohn des Nagelschmieds Johann Siegmund Küchle und dessen Ehefrau Ursula, geb. Breckel, wurde am 17. November 1845 unser Johann Siegmund Küchle geboren. Das Taufbuch von St. Martin Memmingen erwähnt eine "leichte Geburt". Getauft wurde der kleine Siegmund am 24. November 1845 in St. Martin von Dekan Michael Rehm. Seine Paten waren der Webermeister Johannes Maier und die Kaufmannsgattin Cäcilie Kerler. Die Familie wohnte zunächst in der Kuttelgasse 30, später in der Kuttelgasse 16. Warum der heranwachsende Siegmund nicht, wie sein Vater und auch schon sein Großvater, das Handwerk eines Nagelschmieds erlernte, lässt sich nur erahnen. Wenn wir die Beschreibung von F. W. Hermann lesen, so könnte eine gewisse Gebrechlichkeit als Grund angenommen werden.
Möglicherweise liegt auch eine berufliche Veränderung des Vaters zugrunde. Im Einwohnerbuch von 1849 finden wir dort bereits die Ergänzung "Nagelschmied und Vorkäufler", in späteren Einwohnerbüchern jeweils die Berufsbezeichnung "Trödler". Immerhin erreichte dieser ein für damalige Verhältnisse hohes Alter und verstarb mit über 81 Jahren als "Spitalpfründner". Unser Johann Siegmund begegnet uns im Einwohnerbuch von 1899 als "Ausgeher".
F. W. Hermann beschreibt ihn als Dienstmann, der mit seinem Karren meistens am Bahnhof auf Kundschaft wartet, um div. Güter zu transportieren. Je nach emotionaler Befindlichkeit lief ihm der Speichel aus dem Mund, was ihn oft zum Gespött seiner Mitmenschen machte.

Seine letzten Jahre verbrachte der "Lohndiener und Spitalpfründner" in der Steinbogengasse 4. Am 17. November 1903 verstarb "d´r Siegmund" im Alter von 58 Jahren an "Influenza und Herzschwäche" und wurde am 20. November 1903 von Pfarrer Naegelsbach bestattet.

Beim Auszug des Fischerkönigs wurde "d´r Siegmund" verkörpert durch Robert Linse, Dieter Klotz, Reinhard Heuß (einmal vertreten durch seinen Sohn Wolfgang), Peter Haslach und Sebastian Hertzinger.

(Herbert Heuß)

Friedrich Wilhelm Hermann
D´r Siegmund


D´r Siegmund isch a bravr Ma,
Er schtaut am Bahhof dußa,
Bis er en Koffer fahra ka,
Denn uns er Siegmund will it dra
An bsonders hete Nussa.

Bei Eaßa, dau isch er it faul,
Tuet mit d´r Zung glei schpüela;
Und mit seim großa Schlapprmaul
Lappst er beim Trinka wia a Gaul
Und grad so tuet er trüela.

Am Bahhofplatz, zue jedr Zeit
Loihnet er an seim Karra;
Dau hant da Siegmund böse Leit,
Dias loidr überall no geit,
Gar oftmauls für da Narra.

Denn wenn d´r Siegmund schempfa tuet
Nau lauft d´r Goifr raus;
Des wisset all dia Leit ganz guet,
Nau kriagt d´r Siegmund escht sei Wuet,
Nau lacht eh alles aus.

Er trüelet bis an Boda na,
Ka nix d´rwidr macha,
Er putzt und putzt si allweil a
Und alleweil laufts wieder ra –
Zletscht mueß er sell no lacha!