Biga Jakl

Am "neunundzwanzigsten Maerz, Früh 8" wurde Jakob Bieg im Jahr 1861 als Sohn des Lumpensammlers (vormals Pflästerer) Johann Andreas Bieg und dessen zweiter Ehefrau Angelika, geb. Tilgner, geboren. Getauft wurde er am 5. April 1861 von Pfarrer Köberle in der Kirche Unser Frauen. Im Taufbuch ist eine "leichte Geburt" erwähnt. Seine "Gevattern" (Paten) waren der Schneider Jacob Gerstmaier aus Markbronn, vertreten durch Sebastian Laut, Ökonom und Susanna Laut, Ökonomsfrau. Die Familie wohnte über Jahrzehnte in der Vorderen Gerbergasse 2. Zwei Schwestern, Angelika und Sabine, kamen am 16. Januar 1862 zur Welt, wurden sofort notgetauft und überlebten nur wenige Tage. Eine weitere Schwester, Maria, geboren am 08. April 1865, verstarb ebenfalls im Kindesalter. Am "vierundzwanzigsten September 1867, abends 9 Uhr", bekam Jakob einen jüngeren Bruder, Johannes, der in den Einwohnerbüchern von 1899 und 1904 als Schreinergehilfe, bzw. Schreinermeister erwähnt wird und mit 42 Jahren an "chron. Entzündung und Rückenmarkleiden" verstarb. Jakob Bieg finden wir in den Einwohnerbüchern von 1880, 1884 und 1890 mit der Berufsbezeichnung Glaser, bzw. Glasermeister. 1899 ist er als Schriftenmaler mit Wohnung in der Ulmer Str. 24 genannt. Danach ist er wohl sozial ziemlich abgestürzt. F. W. Hermann beschreibt ihn als arbeitsfaulen, stets streitsuchenden Menschen, der überall das große Wort führte und schlecht und beleidigend über andere herzog und dabei "Allaweil ganz unscheniert da Berlichinger Götz zitiert".

Mit der Zeit trieb er es so wild, dass er aufs Rathaus zitiert wurde, wo ihm der damalige Bürgermeister Hofrat Scherer versuchte ins Gewissen zu reden. Auch die Androhung, ihn in die "Schächtelesanstalt" einweisen zu lassen, beeindruckte ihn nicht. So schlecht könne das wohl nicht sein, antwortete er dem Bürgermeister, denn schließlich würden die beiden dann "mitnand us oiner Schüssel eaßa".
In den Einwohnerbüchern von 1920, 1926 und 1929 wird er noch abwechselnd als "Pfründner" in der "Schächtelesanstalt" (heute Südgebäude des Bürgerstifts) und in der "Pfründe" (heute Nordgebäude des Bürgerstifts) genannt. Allerdings lebte er bereits seit dem 30. April 1914 in der Pflegeanstalt Schönbrunn bei Dachau, wo er am 27. April 1928 verstarb. Vermutlich nach dem Tod seiner Mutter (02. Mai 1896) machte Jakob Bieg eine kleine Erbschaft, die er weitgehend in Alkohol umsetzte. Wie F. W. Hermann in seinem Gedicht "D´r Häusleskauf" erzählt, erwarb er mit einem Teil der Erbschaft nach einigen Bieren in fröhlicher Runde beim "Oberen Wirt" in Amendingen (Obere Straße 11) das "Notdurfthäusle", sperrte dieses umgehend zu und verschwand. Der dadurch in große Probleme gestürzte Wirt ließ den Jakl suchen und der lenkte auch bald ein, allerdings nur gegen 10 Maß Bier extra und natürlich die Rückzahlung des Kaufbetrags.

Offensichtlich war der "Biga Jakl" doch kein ganz so unguter Kerl.

Rudolf "Rudl" Batscheider und inzwischen sein Sohn, Andreas Batscheider, bringen uns am Fischertag den "Biga Jakl" näher.

(Herbert Heuß)

Friedrich Wilhem Hermann
Biga Jakl


A Kerle, wias koin Zwoita geit,
A Bierfaß uf zwoi Schteacka,
Der alleweil ganz uscheniert
Da Berlichinger Götz zitiert;
Der´s gar it mit d´r Arbet haut
Und liabr andre schaffa laut;
Am liabschta bloß da Maußkruag lupft,
Mit schleachte Reda alle tupft,
Der niamauls um a Woat verleaga
Und schtets da letschta Trompf mueß geaba;
Der mit d´r Goscha alles ka,
Mit jedem glei fangt Händel a,
Kuz, wo eh d´Haut aregt "a Lackl";
A solchr war d´r "Biga Jakl"!
Drum bschliaßt in Memminga d´r Raut,
Daß ma da Jakl komma laut
Und ehm ganz frei ond offa sait:
Zum umkehra seis höchschte Zeit,
Er komm, mach weitr er so Sacha,
In d´Anschtalt nauf zum Schächtalamacha.
Und Hofrat Scherer, Bürgamoischtr,
Soll ehm vertreiba seine Goischtr.
Er schwätzt in guetem in eh nei,
Sait: "Jakob Big, was soll des sei?!
So lant halt endle maul des Saufa
Und höret auf mit uirem Raufa!
Lant in d´r Wiatschaft d´Leit in Ruah,
Und hebet´s Maul au besser zua!
Tond fleißig schaffa, wia si´s ghöt,
Nau wäret ihr vo jedem gehrt!
Lant da Verschtand doch endle walta,
Sonsch mueß ui gar no d`Schtadt verhalta!"

"Herr Hofrat", fällt d´r Jakl ei,
"As Aergschte könnt des au it sei,
Denn wenn mi d´Schtadt verhalta mueß,
Nau schtand i uf koim schleachta Fueß,
Nau tond mir zwoi", moint er vermeaßa,
"Mitnand us oinr Schüssl eaßa!"