24.07. – 31.07.2022

Fischertagsverein

D´r Schollaweabr

Im Kronburger Ortsteil Schollen (lt. P. Xaver Berchtold, "an dem Weg unter dem Grundstück des Barons von Kronburg, Richtung Schwende") wurde Josef Endres geboren. Seine Vorfahren betrieben dort wohl eine Weberei, die für den Hausnamen und somit auch für den Spitznamen des Josef Endres verantwortlich war. Später zog er nach Lautrach, wo er mit seiner Frau lebte, die Ehe blieb allerdings kinderlos. Angeblich hat er seine Frau damals bei Nebel und mit List gefangen, auch weil kein anderer "des Luedr" wollte. Im Memminger Einwohnerbuch von 1937 ist als Adresse der Lautracher Ortsteil Schrofen (um die heutige Aichstettener Straße) genannt. Über spätere Jahre schreibt der langjährige Volkratshofener Pfarrer, Gustav Kramer, in "Der Spiegelschwab" vom Juli 1975, "Seine Behausung hatte er in der ´Neuen Welt´ zu Lautrach. Dort feierte er Goldene Hochzeit."

Bekannt wurde Josef Endres im weiten Umland vor allem als Hundehändler. Angeblich wurden die Hunde ihm geschenkt oder waren ihm zugelaufen, jedenfalls verkaufte er jedes Tier, unabhängig von der Rasse, für je 5 Mark und einen Laib Brot oder drei Maß Bier. Manche Hunde konnte er auch mehrmals verkaufen, wenn diese beim neuen Besitzer ausrissen und dem Schollenweber wieder zuliefen.

"I bin a Weltmensch" so beschrieb er sich und in seinem Verkaufsslogan wird seine ganze Welt genannt: "Lautrach – Hergatz – Lega, wer kauft den Hond mir a." Häufig folgte noch die Ergänzung, "Oder bin i d´r Mindscht?" Auch nach Memmingen fuhr Josef Endres regelmäßig mit der "Legauer Rutsch" und "begibt sich derweil zum Marktplatz. Redegewandt und Stöckchen schwingend verkauft er dort einen Hund, den er zuvor geschenkt bekam, für einige Reichsmark – um das Geld sogleich in der nächsten Wirtschaft auszugeben" (MZ vom 25.04.2019).

"Der Schollenweber war mit einer großen Rednergabe ausgestattet. Da sah man ihn etwa vor dem Bahnhof in Memmingen stehen, wie er den Stock schwang und eine Stegreifrede hielt, bei der sich mancher Gackerer ein Beispiel hätte nehmen können. Nicht immer ging er zu Fuß. Mitunter bediente er sich des Fahrrades. Wenn er dann auf seinem Stahlroß saß, gehörte ihm die ganze Straße. … Meist kam er wohlbehalten nach Hause." (Gustav Kramer in "Der Spiegelschwab" vom Juli 1975) In einem nicht zuzuordnenden Artikel unter Verwendung des Textes von Gustav Kramer schreibt Benno Krell-Lausers: "Wie alle anderen auch, mußte das Original Schollenweber auch sterben. Sein letzter Wunsch war: Bei seiner Beerdigung soll die Musikkapelle den ´Alten-Kameraden-Marsch´ spielen. Unter dieser Marschmusik wurde er auch zu Grabe getragen. Wenn er das noch erlebt hätte, hätte er sich an die Spitze des Zuges gestellt, hätte seinen Stock geschwungen und wäre mitmarschiert im gleichen Schritt und Tritt. Die Beteiligung an seiner Beerdigung am 10. Oktober 1957 war sehr groß, wie selten".

Beim Auszug des Fischerkönigs wurde "d´r Schollaweabr" zunächst von Toni Riedle verkörpert, inzwischen hat Dirk Bohm die Rolle übernommen.

(Herbert Heuß)

Friedrich Wilhelm Hermann
D´r Schollaweabr


Schollaweabr,
Gueta Leabr –
Bier rutscht bloß so na.
Hergatz, Legau,Lautrach,
Gschäft gauht schwach –
Wer kauft da Hond mir a?

Wondrsche,
Wohlfoil ge,
Will heit gar koin Gwenscht;
Geit denn koiner mir drfür
Drei Mauß Bier –
Be denn i d´r Menscht?!

Schlork im Land
Umanand
Bleib au gera hanga –
Mei oizga Freid und Zeitvertreib
Isch mei Weib,
Des mit Lischt i gfanga!

Neabl ghet,
War a gfrett;
Haut se grad no gfüegt –
Koiner haut as Luedr wolla ….
Bloß d´r Schollascholla-
Weabr haut se kriagt! – dju!