24.07. – 31.07.2022

Fischertagsverein

s´Rote Hannele

Vom "Rota Hannele" fehlt uns leider jeglicher Hinweis auf den Nachnamen. Wir können davon ausgehen, dass die Süßwarenverkäuferin "vor em Kemptertor" den Vornamen Johanna trug. Johanna war zu dieser Zeit ein sehr gebräuchlicher Name, so dass die Recherche in verschiedenen Einwohnerbüchern um 1900, auch bei der Beschränkung auf die Südstadt, ergebnislos blieb. Natürlich können wir nun spekulieren, ob das Hannele überwiegend rote Kleidung trug oder rote Haare hatte. Vielleicht war auch ihre Nase oder das ganze Gesicht von einem kräftigen Rot gezeichnet. Eine Spur führte zum Nachnamen Roth ("Roth´s Hannele").
Die Personenbogen der Stadt Memmingen überliefern uns tatsächlich eine Johanna Roth. Diese ist am 12. Juli 1872 in München geboren und kam am 05. Oktober 1893 als "Ladnerin" (heute: Verkäuferin) zum Kaufmann Max Danziger nach Memmingen. Bereits am 30. Januar 1894 verzog die damals 21jährige aber nach Nürnberg. Dass ein so kurzer Aufenthalt in Memmingen genügte, um F.W. Hermann zu einem Gedicht über ein "Original" zu motivieren, ist eigentlich kaum vorstellbar.

So bleibt unser "Rotes Hannele" biographisch im Dunklen und wir begnügen und erfreuen uns ganz einfach an dem literarischen Denkmal, dass der Heimatdichter ihr gesetzt hat.

In der Rolle des "Roten Hannele" erlebten wir am Fischertag bisher Anna Huslik und Susi Batscheider.

(Herbert Heuß)

Friedrich Wilhelm Hermann
Vom rota Hannele


Hannele, du Guetslesweib
Vor em Kemptertor,
Schwätz a weng zum Zeitvertreib,
Mach uns ebbes vor.

Hannele, des isch it sche,
Saisch heit gar koi Wäatle?
Hannele, was hausch am Ke,
Isch des it a Bärtle?

Hannele, süeß Hannele,
Was hausch uf deim Tischle?
"Ackerma und Magabrot
Und a Zuckerfischle,

Bäradreck und Schokolad`,
Feine Mandlbrötla,
Und hau ausnahmsweis heit grad
Ganz frische Bischketla!"

Hannele, rots Hannele,
Wia fällt heit dei Tröpfle,
So wia geschtig vo d´r Nes
Grad uf´s Goglhöpfle?

"Wenn´s uf´s Goglhöpfle fällt,
Tue i ´s weg meh putza,
Aber jaz raumsch dau mei Feld,
Gausch m´r it an Nutza!"

Und i gang und guck no om
Und i siehs mit Lächla,
Wia mei Hanne schprudlet rom
Uf dia feine Sächla.

(Anmerkung FWH: "Die in Anführungszeichen gesetzten Worte sind als "Hanne-Worte" kurz und schnippisch zu lesen.)