24.07. – 31.07.2022

Fischertagsverein

Turabull

Die Suche nach der "Turabull" gestaltete sich zunächst etwas schwierig. Nach F. W. Hermann hieß die "Turabull" mit bürgerlichem Namen Luise Lang. In den Einwohnerbüchern war zwar eine Luise Lang zu finden, jedoch mit dem letzten Eintrag 1890. Für die im Gedicht geschilderte Begegnung wäre Hermann (Jahrgang 1888) einfach zu jung gewesen. Nach der Erfahrung, dass Herrmanns Schreibweise der Namen auch bei anderen "Originalen" nicht immer korrekt war, musste somit nach ähnlichen Vornamen gesucht werden.
Die erste Spur führte zu Elise oder Elisabetha Lang, die 1895 in der Kalchstraße wohnend genannt wird. Im Bestattungsbuch von Unser Frauen finden wir dann als letzte Adresse die Spitalgasse 1, wo die "ledige Kräutersammlerin" am 20. Oktober 1898 im Alter von 66 Jahren verstarb. Im Einwohnerbuch von 1899 ist dann noch eine Aloisia Lang als Bewohnerin der "Armen- und Beschäftigungsanstalt" in der Spitalgasse genannt. Dank der großartigen Unterstützung der Mitarbeitenden des Memminger Stadtarchivs können wir nun auf Grund des "Familienbogens" der Familie Lang und der darin enthaltenen Wohnanschriften folgern:

Bei Luise (s.o.) und Aloisia handelt es sich um dieselbe Person! Aloisia Lang, geb. Platner wurde am 07. August 1833 in Wildermieming (Tirol) geboren. Der Grund für den Umzug nach Memmingen geht aus dem Familienbogen nicht hervor. 3 Töchter (Josefa, Marie und Rosina) brachte die ledige Aloisia mit in die Mau-Stadt. Nach mehreren Umzügen wohnte Aloisia in der Pfaffengasse, wo sie vermutlich in der Nachbarschaft ihren späteren Ehemann, den Schuhmacher Johannes Lang (geboren am 30. Juni 1835 in Memmingen), kennenlernte.
Die beiden heirateten am 04. November 1875 in Benningen, vermutlich weil Aloisia katholisch war. Bereits zwei Jahre vor der Eheschließung wurde ihnen die Tochter Johanna geboren, die später als Fabrikarbeiterin nach Kempten zog. Wie lange die Ehe Bestand hatte, wissen wir nicht. Im Familienbogen finden wir bei Aloisia den Eintrag "lebt getrennt vom Ehemann". Ob der im Gedicht "Turabull" deutlich gemachte grobe Umgangston der Aloisia Lang und die ständigen Vorwürfe anderen gegenüber, zur Trennung führte, muss offen bleiben. Ihr Ehemann überlebte sie jedenfalls um fast 9 Jahre und starb am "12. September 1909 in der Blödenanstalt Schweinspoint", bei Donauwörth. Bis 1895 lebte Aloisia Lang in der Pfaffengasse, im so genannten Zwingerturm, was den ersten Teil des Namens "Turabull" erklärbar macht.

Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie, wie oben bereits erwähnt, in der "Armen- und Beschäftigungsanstalt", wo sie am 30. November 1900 im Alter von 67 Jahren verstarb. Mit dem Gedicht "Turabull" ist F. W. Hermann eines schönsten Werke mundartlicher Personenbeschreibung gelungen. Es ist immer wieder ein großes Vergnügen, diesen Text und die darin enthaltenen Kraftausdrücke vortragen zu dürfen.

Als "Turabull" zogen in den vergangenen Jahren sehr überzeugend Elisabeth Schrapel und Irmgard Rabus beim Auszug des Fischerkönigs mit. Ab 2023 übernimmt Sara Unglehrt die Rolle.

(Herbert Heuß)

Friedrich Wilhelm Hermann
D´Turabull


"Dia Kräherei, dia soll ma loba?
Saumenschr haltet Gosch dau doba!
Nemmet en Lompa und tond putza,
Nau gant´r wenigschtens en Nutza;
Ihr tond ja doch vor Faulhoit schtenka,
Ui sott ma all mitnandr henka.

Jaz tond se "Halleluja" singa
Und nauchher mit de Kerle schpringa.
I sag, de Alte send no mender:
Guck s´ a dia gottvergeassne Sendr"
A so a Siach dau mit seim Geld,
Der moit grad ehm alloi ghet Welt!

Sonsch tond se um und um nix tauga
Und unseroiner mueß si plauga.
A so a Sakrment hauts schö,
Wiad it wia mir, vom Schaffa he!"

So schreit ganz wüetig Turabull
Nauf an d´r höhra Töchterschuel,

Wo d´Sechstakläßler Singa hant,
Des bringt se ganz us Rand und Band.

Gaut ma an ihr vorbei mit Lacha,
Weil oim grad ebbes Freid tuet macha,
Ob Groß, ob Kloin, ob Sie, ob Er,
Se schimpft oin wia en Lausbue her

Se will a Schönheit gweasa sei,
Des gschtaut se jedem gera ei
Und viel Verehrer hab se ghet,
Dia um se g´eiferet um d´Wett;
Au daß se iaz so wild im Gsicht
Soll komma von ra Liabesgschicht.

Lang haut ma ihren Nama gnennt,
Bis i des Orginal haun kennt;
Beim Weschtertorplatz haut si´s troffa,
Daß i grad an se na be gloffa.
I denk mer bloß, des kennt se sei
Und lach a bißle in mi nein.

Dau fangt se glei zum Schimpfa a:
"Du Schendersknocha vo ma Ma,
Du Hurabue, du Bäratreibr,
Auslacha arme alte Weibr,
Gang zue mit deiner Teiflsfratz,
Verreck no glei als wia a Katz!"

So schreit se zruck wia a Prophet,
Zum gueta Glück hauts nemed ghöt,
Doch woitligr war iaz mei Gang,
Se aber goschlet zruck no lang.

Nau hau mer denkt: "Jaz be i zfrieda,
Genau so isch se mir beschrieba,
Dau fehlt koi Nudl und koi Null,
Jaz kenn i doch au d´Turabull!"