24.07. – 31.07.2022

Fischertagsverein

D´r Kuttler

Mit dem Kuttler Michael Kleiber nähern wir uns einer alteingesessenen Familie mit über 500jähriger Tradition im Metzger bzw. Kuttler-Handwerk.
An dieser Stelle sei auch Michael Kleiber, dem heutigen Seniorchef der Firma, gedankt, der mir auf der Spurensuche nach seinem Urgroßvater wertvolle Hinweise geben konnte. Den Familienbetrieb konnte damals im allg. nur der älteste Sohn als Metzgermeister übernehmen. Die Nachgeborenen konnten allenfalls als Kuttler arbeiten oder mussten einen anderen Beruf erlernen.

Beim Kuttler gab es die Teile eines Tieres, die der Metzger vermutlich nicht verkaufen wollte oder durfte, also z.B. die Füße, den Schwanz, die Innereien, den Kopf und somit auch das Maul, das im Gedicht von F. W. Hermann die zentrale Rolle spielt. Unser Michael Kleiber ist am 11. Oktober 1852, "früh 5 Uhr" als zweit- oder drittältester Sohn von Johannes Kleiber und dessen zweiter Ehefrau Elisabetha, geb. Schwarz, zur Welt gekommen. Die Familie lebte in der Kuttelgasse 7 (heute Bäckerei Maier). Getauft wurde er am 17. Oktober 1852 von Stadtpfarrer Fries in St. Martin zu Memmingen. Das Taufbuch der Martinskirchengemeinde von 1851 – 1863 erwähnt eine "gute Geburt". Seine Paten waren der Kuttler Michael Müller und die "Rathgebersfrau" Euphrosina Hillemann. In einer Informationsschrift von Dr. Horst Judel an Erwin Kleiber aus dem Jahr 1985 lesen wir, dass Michael nach dem Tod seines Vaters Johannes im Jahr 1877 "wahrscheinlich noch Metzgergeselle war, dürfte aber mit Unterstützung seiner Mutter Elisabeth geb. Schwarz und einem anderen Metzgermeister das väterlich verwaiste Geschäft in der Kuttelgasse 7 bis zu seiner Meisterprüfung weitergeführt haben. Michael heiratete nun am 19. Februar 1885 Katharina Anna Deng" (geboren am 12. November 1855). "Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass er spätestens kurz vor der Hochzeit seinen Metzgermeister gemacht hat und dann die Metzgerei in eigener Regie übernommen hat". Der Ehe von Michael und Katharina Kleiber entstammten 6 Kinder. Der älteste Sohn Michael wurde als Metzgermeister der Nachfolger seines Vaters. Die 4 Töchter (Katharina, Maria Margaretha, Elisabeth und Magdalena) heirateten jeweils in alte Memminger Handwerkerfamilien ein. Der Sohn Johann Georg fiel im ersten Weltkrieg. Michael Kleiber, seine Frau und der älteste Sohn verlegten dann im Jahr 1910 die Metzgerei an den Weinmarkt 13, dem heutigen Stammgeschäft. Am 10. Dezember 1921 verstarb "d´r Kuttler" im Alter von 69 Jahren und wurde am 13. Dezember bestattet. Dessen Ehefrau, verstorben am 05. Mai 1934, widmete F. W. Hermann in "An der Blaua Saul" von 1835 eine eigene Würdigung: "Vor nicht allzu langer Zeit starb im hohen Alter die Witwe des letzten Kuttlers Kleiber, eine ebenso humorvolle als tüchtige Geschäftsfrau und Gehilfin ihres Mannes."

Als "d´r Kuttler" begleitete bisher immer Hans-Joachim Mattner den Fischerkönig.

(Herbert Heuß)

Friedrich Wilhelm Hermann
D´r Kuttler


Verwuschtet weret, as-da-ganz,
Glei vo d´r Schnauza bis zum Schwanz,
Dia Viechr all vom Mertzgr heit;
It wia zu meinr Buabazeit,

Wo´s in d´r Schtadt da "Kuttler" ge,
Der putzt und schabet wundrsche
Dia Mäulr, Kuttla, Füeß und Schwänz –
Des war sei Gschäft, sei Exischtenz.

So Kuttla, saur odr gröscht,
So Füeß und so a "Göschle" escht,
In Oel und Essig, Zwiebl dra,
War ebbes guets für jedrma.

Glei us em Sutt, so woich, so frisch,
Dau hausch di nagsetzt an da Tisch
Und d´Hälfte glei beim richta geaßa,
Es isch ja au it teier gweasa.

Drom jeden Freitig, de Gott geit,
So nauch d´r Schuel, um d´Aubedzeit,
Zum "Kloibr" i, zum Kuttler be
und eigkauft dau, was halt grad ge.

Hau gfraugt nauch Kuttla, nauch ma Fueß,
Hau vo d´r Muettr gsait: "En Grueß
Und ob, wenn´s des au nomma gäb,
Vielleicht a Maul´ d´Frau Kloibr häb"? –

D´r Kuttler abr gar it faul,
Zuiht us seim Kessl raus a Maul;
Er wirft´s mit Lacha in mei Kar
Und schreit: "Jawohl, a bös sogar!"